Um einen ersten Eindruck des Langtang Tals nördlich unseres eigentlichen Projektgebiets Helambu, in dem atmosfair zusammen mit dem forum anders reisen einen klimafreundlichen Trekkingpfad aufbaut, zu bekommen und mir ein Bild zur aktuellen Situation des Wiederaufbaus zu machen, bin ich Mitte Dezember 2016 acht Tage durch das stark von den Erdbeben betroffene Langtang Tal gewandert.
Das Langtang Tal gehörte – vor den Erdbeben in 2015 - zu den beliebtesten Wanderrouten in Nepal. Nachdem die Beben jedoch ganze Ortschaften wie das Dorf Langtang unter Geröll verschüttet haben, mehr als 100 Häuser zerstört wurden und ca. 300 Menschen im Tal umgekommen sind, ist der Tourismus stark zurückgegangen. Heute sind die Besucherzahlen nur noch 20-30% so hoch wie vor dem Erdbeben!
Nach einer 8-stündigen Busfahrt von Kathmandu aus kam ich nachmittags in Shyabru Bessi an. Gemeinsam mit Pemba, einer Lodgebetreiberin aus Mundu, dem vorletzten Ort des Tals ging es am nächsten Morgen los. Der Weg führte mich zunächst noch ohne viel Steigung entlang des Flusses Langtang Khola. Ein wunderschöner Bergfluss, der uns von nun an die gesamte Wanderung begleiten sollte. Es war sehr eindrucksvoll, die vielen verschiedenen Gesichter dieses Flusses über die nächsten Tage kennen zu lernen. Ähnlich war es auch mit der Flora und Fauna. Der Startpunkt in Shyabru Bessi liegt auf 1400m Höhe und über die nächsten Tage sollte es bis Kenjin Gompa, dem letzten Ort des Tales auf 3800m Höhe gehen. Entsprechend wechselte die Pflanzenwelt mit den vielen verschiedenen klimatischen Bedingungen auf dem Weg.
Erstaunt war ich über die vielen sehr netten Teehäuser auf dem Weg. Generell ist die touristische Infrastruktur schon sehr weit wiederaufgebaut, sodass ein problemloses Wandern ohne weitere Versorgungsplanung möglich ist.
Viele der Teehäuser und Gasthäuser sind jedoch noch temporäre Gebäude oder zumindest nur provisorisch eingerichtet. Dies liegt vor allem daran, dass die staatliche Erdbebenhilfe auch hier nur sehr marginal ausgefallen und sehr spät angekommen ist. Die Gasthäuser sind daher noch lange nicht auf dem Stand vor den Erdbeben angekommen. Erfreulich war zu sehen, dass während meiner Reise die ersten Materialien für den Bau eines kleinen Wasserkraftwerks nach Kenjin Gompa eingeflogen wurden. Dieses wird das Tal hoffentlich bald mit elektrischer Energie versorgen. Aktuell gibt es nämlich noch keine Stromversorgung, abgesehen von kleinen Solaranlagen, wie sie auch atmosfair als Soforthilfemaßnahme in Nepal spendete.
atmosfair und das forum anders reisen untersuchen daher die Möglichkeit, den Climate Trek bald auch nach Langtang kommen zu lassen. Wie auch in Helambu wollen wir durch die Kombination aus Unterstützung beim Wiederaufbau mit erneuerbaren Energien, Entwicklung eines nachhaltigen Tourismuskonzepts, steigende Touristenzahlen und gesicherte Einnahmequellen die Menschen im Langtang unterstützen und es ihnen ermöglichen, ihre Heimat und ihr eigenes Auskommen nachhaltig zu sichern.
Tief berührend war die Überquerung der ehemaligen Ortschaft Langtang. Hier wurde durch das Erdbeben eine so große Lawine ausgelöst, dass der gesamte Ort unter dieser begraben wurde. Bei diesem dramatischen Unglück sind viele Bewohner des ehemals größten Ortes des Tals umgekommen.
Die letzte und höchste Ortschaft des Tals, Kenjin Gompa, ist extrem schön gelegen. Der benachbarte lebendige Gletscher, neu errichtete Stupas, die Berge Kenjin Ri (4773m) und Tserko Ri (4984m) und der traumhafte Blick ins Tal sind nur einige der Highlights des Ortes. Von hier aus lassen sich weitere Tages- oder auch Mehrtageswanderungen unternehmen, so kann man den Yala Peak besteigen oder das Basecamp des gewaltigen Langtang Ri (7205 m) besuchen.
Wie schon erwähnt, ist die Landschaft so abwechslungsreich, dass es der Reise keinen Deut an Attraktivität nahm, dass ich denselben Weg wieder in das Tal herunterwandern musste und dann von Shyabru Bessi diesmal mit den Sammeljeeps nach Kathmandu zurückfuhr.
Rückblickend war es eine sehr bereichernde Zeit, die mir tiefe Einblicke in die Kultur der Menschen und weite Ausblicke in die faszinierende Bergwelt des Himalayas ermöglichte.
Die gewonnenen Kontakte und Eindrücke helfen uns, unserem Traum des Climate Treks im Langtang ein Stück näher zu kommen. Josef für atmosfair