Die Stadt am Bosporus mit Frauenaugen

Wir sollten bis 17 Uhr im Hotel angekommen sein. Gegen 18 Uhr erwartet uns Sebile für ein erstes Kennenlernen und ein gemeinsames Abendessen.

Unser erster Tag beginnt um 9:30 Uhr mit einem Rundgang über die historische Halbinsel – begleitet von einer Reiseführerin und Geschichtswissenschaftlerin, die sich darauf spezialisiert hat, Istanbuls Geschichte aus einer feministischen Perspektive zu erzählen.

Wir tauchen ein in die Lebensgeschichten außergewöhnlicher Frauen, die die Stadt über Jahrhunderte hinweg geprägt haben: von den byzantinischen Kaiserinnen Zoë und Theodora über die Historikerin Anna Comnena bis hin zu Roxelane, der Hauptfrau von Süleyman dem Prächtigen, die maßgeblich den politischen Einfluss der Sultansfrauen etablierte. Während wir durch verschiedene Epochen Istanbuls wandeln, erkunden wir, wie Frauen die Stadt mitgestaltet haben – oft im Verborgenen, aber mit nachhaltigem Einfluss.

Der Rundgang endet gegen 16:00 Uhr.

Wer möchte, kann im Anschluss gemeinsam mit der Reiseleitung ein traditionelles Hamam besuchen – ein Badehaus, das früher nicht nur der Körperpflege diente, sondern auch ein zentraler sozialer Raum für Frauen war. In einem authentischen, von Einheimischen besuchten Hamam erfahren wir mehr über diese jahrhundertealte Tradition und können den Tag entspannt ausklingen lassen.

Heute erkunden wir Beyoğlu, einen der bekanntesten und lebendigsten Stadtteile Istanbuls. Ab 10:00 Uhr begeben wir uns auf Spurensuche nach den griechischen, jüdischen und armenischen Gemeinschaften, die diesen Stadtteil über Jahrhunderte mitgeprägt haben. Gleichzeitig erfahren wir die Geschichte außergewöhnlicher Frauen, die in der 1923 gegründeten Türkischen Republik neue Wege beschritten: von der ersten türkischen Schauspielerin über die erste Kriegsfotografin bis hin zu einer in Rom ausgebildeten Bildhauerin.

Unser Rundgang führt uns durch verwinkelte, hügelige Straßen zu Kirchen, Synagogen und kleinen Museen, die die Geschichte der Minderheiten in Beyoğlu bewahren. Zwischendurch genießen wir typische Straßensnacks, probieren süße Köstlichkeiten wie Baklava und Milchreis und entspannen bei einer gemütlichen Teepause.

Gegen 17:00 Uhr endet unser offizielles Tagesprogramm.

Abendprogramm (optional): Ein Abend in der Meyhane – Weibliche Gastfreundschaft in einer Männerdomäne

Am Abend gibt es die Möglichkeit, gemeinsam eine ganz besondere Meyhane (traditionelle Rakı-Kneipe) zu besuchen. Gegründet vor über 70 Jahren von einer Frau, gilt sie als erste Meyhane mit einer weiblichen Besitzerin in der Türkei.

Heute tauchen wir in eine ganz andere Facette Istanbuls ein: Wir besuchen Çarşamba in Fatih, einen der konservativsten Stadtteile der Stadt, der gleichzeitig einen der größten und lebendigsten Wochenmärkte beherbergt.

Nach einer Einführung in die Demografie Istanbuls, die zeigt, wie sich die Stadt im Laufe der Jahrzehnte verändert hat, haben wir Zeit, den Markt in kleinen Gruppen zu erkunden. Hier kann gestöbert, gehandelt und nach Lust und Laune eingekauft werden – von frischem Obst und Gemüse über Gewürze bis hin zu traditionellen Stoffen und Haushaltswaren.

Anschließend begeben wir uns zu Fuß zu einem der architektonischen Highlights Istanbuls: der Kariye-Kirche (Chora-Kirche), die für ihre atemberaubenden byzantinischen Mosaiken und Fresken bekannt ist. Nach einer aufwendigen Restaurierung wurde sie kürzlich wiedereröffnet – nun als Moschee. Wir nutzen die Gelegenheit, um mehr über die wechselvolle Geschichte dieses Ortes zu erfahren.

Von dort geht es bergab weiter in die historischen Viertel Fener und Balat, die für ihre bunten Häuser und reiche multikulturelle Vergangenheit bekannt sind. Hier besuchen wir das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel, das bis heute eine zentrale Rolle für die griechisch-orthodoxe Kirche spielt. Anschließend besichtigen wir die beeindruckende bulgarische Kirche St. Stefan, ein einzigartiges Bauwerk, das vollständig aus Eisen gefertigt wurde.

Den Tag lassen wir mit einer entspannten Fährfahrt auf dem Goldenen Horn ausklingen – eine wunderbare Gelegenheit, die Stadt aus einer neuen Perspektive zu erleben und die Eindrücke des Tages auf sich wirken zu lassen.

Der Vormittag steht ganz im Zeichen der Menschenrechte und der Situation von Frauen in Istanbul und der Türkei. Wir besuchen gemeinsam eine Menschenrechtsorganisation, die sich für Frauenrechte einsetzt, und erhalten einen Einblick in die aktuellen Herausforderungen, Fortschritte und Kämpfe, mit denen Aktivistinnen konfrontiert sind.

Anschließend treffen wir die Gründerin des Istanbuler Frauenmuseums, das sich der Sichtbarmachung weiblicher Geschichte verschrieben hat. Obwohl das Museum derzeit hauptsächlich als Online-Archiv existiert, dokumentiert es auf eindrucksvolle Weise das Leben und Wirken bedeutender Frauen der Stadt. Falls während unserer Reise eine physische Ausstellung stattfindet, nutzen wir die Gelegenheit, sie gemeinsam zu besuchen.

Nachmittag zur freien Verfügung

Der Nachmittag steht zur eigenen Gestaltung offen. Wer möchte, kann Istanbul auf eigene Faust weiter erkunden – sei es durch einen entspannten Spaziergang am Bosporus, einen Museumsbesuch oder einen Abstecher in eines der vielen Viertel mit besonderem Flair. Die Reiseleitung gibt gerne Tipps für individuelle Unternehmungen.

Der Vormittag steht zur freien Verfügung – Zeit, um die Erlebnisse der vergangenen Tage wirken zu lassen, durch die Stadt zu schlendern oder individuellen Interessen nachzugehen. Wer Inspiration braucht, kann sich Tipps von der Reiseleitung holen, sei es für ein besonderes Café, einen Spaziergang am Wasser oder einen kleinen Abstecher in eine weniger bekannte Ecke der Stadt.

Nachmittag: Frauen in der Kunst – Besuch im Istanbul Modern

Um 14:00 Uhr treffen wir uns vor dem Museum Istanbul Modern, einem der bedeutendsten Kunstmuseen der Türkei. Dort sprechen wir mit einer Mitarbeiterin über die Geschichte und Bedeutung des Museums sowie über dessen Gründerin. Ein besonderer Fokus liegt auf dem hauseigenen Fonds für Künstlerinnen, der gezielt weibliche Kunst fördert.

Gemeinsam betrachten wir eine Auswahl von Werken weiblicher Künstlerinnen und hören über die Themen und Perspektiven, die sie mit ihrer Kunst transportieren. Dabei lernen wir mehr über ihre Lebenswege und die Herausforderungen, mit denen sie als Frauen in der Kunstszene konfrontiert waren und sind.

Abendprogramm (optional): Frauen im Jazz – Ein musikalischer Ausklang

Für den Abend gibt es die Möglichkeit, eine der legendären Jazzbars der Stadt zu besuchen. Istanbul hat eine pulsierende Jazzszene, und oft stehen hier talentierte Musikerinnen auf der Bühne. In entspannter Atmosphäre können wir den Tag ausklingen lassen, begleitet von guter Musik und vielleicht einem Glas türkischen Weins oder Cocktails.

Unser letzter voller Tag in Istanbul beginnt mit einer Fährfahrt um 10:00 Uhr auf die asiatische Seite der Stadt – ein Perspektivwechsel, der uns zeigt, wie vielfältig und kontrastreich Istanbul ist.

Vormittag: Kuzguncuk – Ein Stadtviertel der Vielfalt

Unser erster Stopp ist Kuzguncuk, ein malerisches und multireligiöses Viertel, in dem über Jahrhunderte Jüd:innen, Christ:innen und Muslim:innen zusammenlebten. Wir spazieren vorbei an Kirchen, Synagogen und Moscheen, bestaunen einen Community-Garten, der als Symbol für das nachbarschaftliche Miteinander gilt. In einem gemütlichen Café gönnen wir uns eine Teepause und genießen die entspannte Atmosphäre.

Mittag: Feministische Architektur und Spaziergang entlang des Bosporus

Von Kuzguncuk geht es zurück nach Üsküdar, wo wir die einzige Moschee besichtigen, die von einer Frau gestaltet wurde. Dabei erfahren wir mehr über die seltene Rolle von Architektinnen in der islamischen Sakralarchitektur und darüber, wie sich ihr Blick in dem Design dieses besonderen Gebäudes widerspiegelt.

Anschließend spazieren wir entlang des Bosporus mit Blick auf die Skyline der europäischen Seite bis nach Kadıköy, einem der kreativsten und liberalsten Viertel Istanbuls.

Nachmittag: LGBTQ-Rechte in der Türkei

In Kadıköy treffen wir eine Organisation, die sich für die Rechte queerer Menschen einsetzt. Wir sprechen mit Vertreter:innen über ihre Arbeit, Herausforderungen und die Bedeutung von Solidarität in der aktuellen gesellschaftlichen und politischen Lage.

Abschiedsabend: Gemeinsames Abendessen

Zum Abschluss unserer Reise lassen wir den Abend bei einem gemeinsamen Essen ausklingen. In entspannter Atmosphäre genießen wir die kulinarische Vielfalt der Stadt, reflektieren unsere Erlebnisse der vergangenen Tage und feiern die inspirierenden Frauen und Perspektiven, die wir auf dieser Reise kennengelernt haben.

Heute geht es individuell wieder zurück nach Deutschland.