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Bangkok Art Biennale

Unter den internationalen Kunstbiennalen, die in den vergangenen Jahrzehnten wie Pilze aus dem Boden geschossen sind, sticht die Bangkok Art Biennale ganz besonders hervor. Das liegt zum einen an der Auswahl der Künstlerinnen und Künstler sowie dem kuratorischen Konzept. Zum anderen aber auch an den Locations, die zu Ausstellungsorten werden. Denn dazu zählen nicht nur Museen und Ausstellungshallen, sondern auch einige der beeindruckendsten Tempelanlagen der thailändischen Hauptstadt. Unser auf Kunstreisen spezialisiertes Mitglied drp Kulturtours bietet eine zweiwöchige Reise zur Biennale an, bei der auch weitere Höhepunkte Thailands auf dem Programm stehen.

„Nurture Gaia“, also „Ernähre Gaia“, lautet der Titel der 4. Bangkok Art Biennale, die vom 24. Oktober 2024 bis zum 25. Februar 2025 stattfinden wird. Und der Titel macht klar, dass diese Ausgabe der noch jungen thailändischen Biennale sich mit aktuellen gesellschaftlichen und ökologischen Fragen beschäftigen wird. Schließlich ist in der griechischen Mythologie „Gaia“ jene Göttin, die Leben und Nahrung spendet. Doch diese Erdmutter braucht nun, so sehen es die Macher der Kunstbiennale, ganz offenbar selbst Hilfe – und soll ernährt werden.

Die lebensspendende Urmutter in Gefahr

Gaia ist mitnichten nur eine Gestalt des alten Griechenlands. Vielmehr handelt es sich um eine Gottgestalt, die sich in fast allen Kulturen weltweit in der einen oder anderen Form wiederfindet. Letztlich handelt es sich um die Vorstellung der weiblichen Erdmutter, die im Zusammenhang mit Fruchtbarkeit und Landwirtschaft praktisch überall verehrt wurde – und auch noch wird. Gaia tritt in unterschiedlichen Kulturen in vielfacher Gestalt auf: in Tempeln, auf Schreinen, als Statue und in Gemälden.

Auch die östlichen Kulturen kennen diese Gottheit: im Hinduismus ist sie die Erde als lebendiger Organismus, symbolisiert als Mutter Erde Prithvi. In Südostasien nimmt sie die Form von Phra Mae Thorani an, die man häufig in buddhistischen Schriften und Tempeln findet.

Wissenschaftliche Gaia-Hypothese: Biosphäre als eigene Lebensform

Hinzu kommt die moderne, wissenschaftliche Gaia-Hypothese, die die Erde und ihre Biosphäre wie ein eigenes Lebewesen betrachtet. Denn die Biosphäre selbst – also die Gesamtheit aller Organismen – schafft und erhält Bedingungen, die nicht nur das Leben an sich, sondern auch die Evolution komplexerer Organismen ermöglicht.

Der Titel „Nurture Gaia“ schlägt somit einerseits eine Brücke zwischen Ost und West sowie „gestern“ und „heute“ bzw. „Mythologie“ und „Wissenschaft“. Andererseits macht er klar, wie sehr diese Erdmutter – oder eben das komplexe System der Biosphäre, die unser aller Leben erst ermöglicht, – in Gefahr ist. Angesichts des Klimawandels, der Vermüllung der Meere und zahlreicher anderer Umweltkatastrophen handelt es sich hierbei um keine gewagte These.

Kunst kann helfen, neu zu denken

Dass die Menschheit dabei ist, die eigenen Lebensgrundlagen zu gefährden, ist keine neue Erkenntnis. Vom „Club of Rome“ bis hin zu den Klimakonferenzen haben sich zig Experten und Entscheidungsträger genau damit in aller Ausführlichkeit beschäftigt. Die Frage im Zusammenhang mit der Bangkok Art Biennale lautet: Was kann die Kunst dazu beitragen?

Im Gegensatz zu Wissenschaftlern, Politikern, Journalisten etc. sind Künstlerinnen und Künstler sehr viel freier im Denken. Sie können und sollen aus den gewohnten Denkmustern ausbrechen. Und sie haben die Freiheit, rationale Sicht- und Herangehensweisen hinten anzustellen. Mit den Mitteln der Kunst lassen sich komplexe gesellschaftliche Fragestellungen ganz anders schildern, sodass wiederum neuartige Impulse und Lösungsansätze entstehen können.

Schon jetzt ist klar, dass die ausgewählten Künstlerinnen und Künstler das Motto „Nurture Gaia“ auf vielfältige und kreative Art und Weise umsetzen werden. So zählt zu den Künstlern der Bangkok Art Biennale u.a. der thailändische Grafiker Yanawit Kunchaethong, der eine „organische Druckgrafik“ entwickelte: In seinen Arbeiten kommen Farben zum Einsatz, die aus verschiedenen Pflanzenteilen gewonnen werden und somit frei von chemischen, umweltschädlichen Substanzen sind. Der 1957 geborene Künstler, derzeit Professor an der Silpakorn University Bangkok, widmete dazu einen großen Teil seines Lebens auch dem Studium von Pflanzen.

Wenn aus Abfall Kunst wird

Einen ganz praktischen Weg geht die ebenfalls aus Thailand stammende Künstlerin und Kunsthandwerkerin Wishulada: Sie sammelt Abfall, insbesondere Plastikmüll und Stoffreste, und verwandelt diesen in farbenfrohe Kunstwerke, aber auch Designprodukte wie Taschen, Mützen, Schuhe, die man kaufen und nutzen kann – Upcycling im besten Sinne des Wortes.
Neben dem konkreten Recycling von Abfall spielt natürlich auch die Bewusstseinsbildung bei dieser Biennale eine große Rolle. Aus diesem Grund hat man die von den Philippinen stammende Bildhauerin Agnes Arellano eingeladen. Sie schafft Skulpturen aus Ton und Gips, die das weibliche Prinzip in der Religion thematisieren, zu dem auch die Idee der Gaia zählt. In dem noch heute katholisch-konservativen Land jedoch ein Tabuthema!

Es ist naheliegend, dass bei der Bangkok Art Biennale, die sich nach Ansicht vieler Kunstfachleute schnell zum wichtigsten Kunstfestival Südostasiens entwickelt hat, ein Fokus auf asiatischen Künstlerinnen und Künstlern liegt. Doch auf der nun veröffentlichten Künstlerliste mit insgesamt 76 Namen finden sich auch Künstlerinnen und Künstler aus Europa, Australien, Afrikana und Amerika.

Ein Bad im Rohöl

Die in Brooklyn und Berlin lebende US-Amerikanerin Jessica Segall präsentiert in ihrer Arbeit feindliche und bedrohte Landschaften, Schauplätze. Vom Schwimmen mit Alligatoren in „(un)common intimacy“ bis zum Baden in Rohöl in „Human Energy“ spielt sie sowohl mit dem Risiko bei der Auseinandersetzung mit der Umwelt als auch mit der Verletzlichkeit der Umwelt selbst.

Neben jungen, aufstrebenden Künstlerinnen und Künstlern, die uns bislang nicht viel sagen, finden sich auch einige alte Bekannte: Tony Cragg, der mit dem Skulpturenpark Waldfrieden in Wuppertal ein einzigartiges Miteinander von Kunst und Natur geschaffen hat, das skandinavische Duo Elmgreen & Dragset, das Anfang 2024 im Centre Pompidou in Metz eine große Ausstellung hatte, und der britisch-indische Bildhauer Anish Kapoor werden vertreten sein.

Junge Künstler und alte Bekannte

Posthum wurden zudem auch Louise Bourgeois und Joseph Beuys „eingeladen“ – mit welchen Arbeiten ist allerdings noch nicht durchgesickert. Dass jedoch gerade Beuys perfekt zu einer Kunstbiennale mit dem Titel „Nurture Gaia“ passt, liegt auf der Hand. Schließlich hat er sich u.a. mit dem Projekt „7000 Eichen – Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung“ zur documenta 7 ganz praktisch für das Pflanzen von Bäumen in Kassel eingesetzt und dies im Rahmen eines Kunstprojekts initiiert. Beuys, der ja im Rahmen seines Kunstverständnisses auch schamanistische und spirituelle Ansätze verfolgte, wäre zudem von der Tatsache begeistert, dass zu den Ausstellungsorten dieser Kunstbiennale auch mehrere bedeutende buddhistische Tempel zählen.

Tempel als Ausstellungsorte

Man darf gespannt sein, wie sich die Kunst in diese Ausstellungsorte einfügt, handelt es sich doch bei den gewählten Tempelanlagen bzw. Wats doch um aktive religiöse Zentren. Ausgewählt wurden – neben einem Messe- und Kulturzentrum sowie einigen Museen – Wat Arun, Wat Pho, Wat Prayoon und Wat Bowon, allesamt Herzstücke des Buddhismus in Thailand und mit die größten Besuchermagneten der Metropole.

Allen voran ist hierbei das Wat Pho zu nennen, unmittelbar neben dem Königspalast im Herzen der Altstadt von Bangkok gelegen. Dieser Tempel ist nicht nur einer der ältesten, größten und wichtigsten Tempel der Hauptstadt Thailands. Er gilt zudem als Keimzelle des öffentlichen Bildungswesens des Landes: König Rama III. ließ dort bei der Renovierung 1831-1841 über 1400 Wandinschriften und -gemälde anbringen, die thailändische Poesie, Abhandlungen über traditionelle Heilkunst und Massage, Botanik, Astrologie, Kriegskunst, Geschichte und Religion festhielten. Seit 1955 befindet sich im Wat Pho zudem die wichtigste Schule des Landes für traditionelle thailändische Medizin, zu der auch die Thai-Massage zählt. Es heißt, dort würden die besten Masseure ausgebildet.
Auf dem Gelände des Wat Bowon wiederum befindet sich der Hauptsitz der buddhistischen Mahamakut-Untiversität. Und Wat Arun, direkt am Fluss Chao Phraya gelegen, lässt sich bequem mit dem Boot erreichen – eine beliebte innerstädtische Ausflugsfahrt.

Zweiwöchige Studienreise mit Blick ins alte Siam

Der u.a. auf Kunstreisen spezialisierte Veranstalter drp Kulturtours nimmt die Bangkok Art Biennale als Anlass für eine Studien- und Kulturreise nach Thailand. Dabei stehen neben der aktuellen Kunst auch weitere Höhepunkte des Landes auf dem Programm – neben der aktuellen Stadtentwicklung Bangkoks auch die historischen Königsstädte Ayutthaya und Sukhothai, die mit ihren vielen teils zu Ruinen verfallenen Tempeln einen einzigartigen Charme versprühen.

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Bilder:

Header: © Harald Kother, drp Kulturtours

Beitragsbild: © Harald Kother, drp Kulturtours

Bilder im Textteil, sofern nicht anders angegeben: © Harald Kother, drp Kulturtours

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