Erdgebundene Reisen: Nachhaltig unterwegs – für Klima, Kultur und Komfort
Warum erdgebunden reisen?
Erdgebundene Reisen liegen im Trend – nicht nur aus ökologischer Verantwortung, sondern auch, weil sie neue Möglichkeiten des Reisens eröffnen. Wer sich gegen das Flugzeug entscheidet, entdeckt eine entschleunigte Art zu reisen, bei der der Weg ebenso wichtig wie das Ziel ist. Viele Menschen empfinden diese Art zu reisen als stressfreier, da An- und Abreise mit weniger Hektik verbunden sind. Kein langes Warten am Flughafen, keine Sicherheitskontrollen, kein Jetlag. Stattdessen steigen Sie ein und genießen die Fahrt. Und das Beste: Oft beginnt das Urlaubsgefühl schon mit der ersten Minute.
Was bedeutet „erdgebundenes Reisen“?
Der Begriff „erdgebunden“ beschreibt Reisen, bei denen man am Boden bleibt – also nicht fliegt. Das bedeutet nicht nur, dass man langsamer reist, sondern auch näher an Land, Leuten und Kulturen. Diese Art des Reisens steht für Verbundenheit mit der Natur und einem bewussten Umgang mit Ressourcen. Erdgebunden zu reisen heißt auch, sich wieder auf den Rhythmus des Landes einzulassen. Wer beispielsweise mit dem Zug durch Europa fährt, kann die Strecke selbst genießen. Es geht nicht darum möglichst schnell an sein Ziel anzukommen. Landschaften, Begegnungen und spontane Stopps machen den Weg zum Teil des Urlaubs. Das entschleunigt – und sorgt oft für intensivere Erinnerungen.
Welche Ziele in Europa bereits mit dem Zug gut erreichbar sind werden im „LIFT-Handbuch für klimafreundliche Reiseangebote“ anschaulich vorgestellt, die Inspiration und praktische Tipps für die nächste Reise geben. Es zeigt, wie Reiseveranstalter und Urlauber verantwortungsvoll planen können – mit Fokus auf Erlebnisse, Qualität und Umweltverträglichkeit. Das Handbuch ist eine wertvolle Hilfe für alle, die nachhaltiger unterwegs sein möchten. Hier geht’s zum LIFT Handbuch (PDF).
Besonders beliebt sind auch intermodale Reisen – also die Kombination mehrerer Boden-Verkehrsmittel. Auch Nachtzüge erleben ein starkes Comeback, da sie Zeit sparen und dabei helfen, Emissionen zu vermeiden.
Umweltfreundlichkeit im Vergleich
Die Wahl des Verkehrsmittels spielt eine entscheidende Rolle beim Klimaschutz. Während beispielsweise ein Hin- und Rückflug von Frankfurt am Main nach Barcelona pro Person ca. 450 kg CO₂ verursacht, sind es mit der Bahn nur rund 17 kg. Der Flug verbraucht 26,5-mal so viel, wie die Strecke mit der Bahn. Wer regelmäßig reist, kann durch bewusstes Entscheiden für Bahn oder Bus seinen jährlichen CO₂-Fußabdruck massiv senken.
Aber nicht nur CO₂ ist entscheidend. Auch andere Faktoren wie Lärmbelastung, Feinstaub und der Flächenverbrauch wirken sich auf die Umwelt aus.

Während Flugzeuge Flughäfen und Startbahnen viel Infrastruktur benötigen, sind Bahnlinien und Busverbindungen oft bereits vorhanden oder lassen sich umweltverträglich ausbauen. Zudem nutzen moderne Fernzüge in Europa heute meist Ökostrom.
Vorteile erdgebundener Reisen
Reduzierter CO₂-Ausstoß
Der geringere Energieverbrauch pro Person ist ein Hauptvorteil der erdgebundenen Fortbewegung. Insbesondere auf kurzen bis mittleren Strecken unter 1.000 Kilometern ist der Zug dem Flugzeug ökologisch weit überlegen. In einigen Ländern – wie der Schweiz oder Österreich – ist der Bahnverkehr nahezu klimaneutral. Auch Carsharing-Modelle oder Elektroautos können den Umweltvorteil weiter erhöhen.
Intensiveres Reiseerlebnis
Wer am Boden reist, nimmt die Umgebung bewusster wahr. Ein Beispiel: Eine Zugfahrt entlang der Küste Dalmatiens bietet weite Ausblicke aufs Meer, Olivenhaine und kleine Küstenorte. Während die Landschaft langsam vorbeizieht, entstehen Eindrücke, die im Gedächtnis bleiben und so das Reiseerlebnis verstärken.. Solche Erlebnisse sind typisch für erdgebundene Reisen – sie entstehen durch das Tempo, den Blick aus dem Fenster oder spontane Zwischenstopps. Zudem ergeben sich häufiger Gelegenheiten, mit Menschen vor Ort in Kontakt zu kommen – etwa beim Umsteigen, in regionalen Unterkünften oder durch kurze Gespräche unterwegs.
Flexibilität und Spontaneität
Mit erdgebundenem Reisen ist man nicht an einen festen Zeitplan gebunden. Viele Zugverbindungen erlauben flexible Tickets, bei denen man einfach den nächsten Zug nehmen kann. Besonders auf Reisen durch Länder wie Italien, Spanien oder Frankreich lohnt sich diese Freiheit, da man spontan an einem schönen Ort verweilen oder einen Abstecher machen kann. Auch Plattformen wie Interrail, RailEurope oder Rome2Rio helfen bei der Routenplanung und zeigen Alternativen in Echtzeit.
Komfort und Entspannung
Im Vergleich zu Flügen bieten Züge und Fernbusse mehr Platz, Ruhe und Bewegungsfreiheit. Familien profitieren von kindgerechten Bereichen, Paare von Ruhewagen. Selbst das Arbeiten unterwegs ist möglich – mit Steckdosen, WLAN und Klapptischen. Wer in der ersten Klasse reist, kann sich sogar mit Mahlzeiten am Platz bedienen lassen. Nachtzüge mit Schlafabteilen ermöglichen es zudem, bequem über Nacht zu reisen und am nächsten Morgen ausgeschlafen am Ziel anzukommen – ganz ohne Hotelkosten.

Herausforderungen und Lösungen
Nicht jede Reise verläuft reibungslos. Wer erdgebunden unterwegs ist, muss sich manchmal auf längere Wege, höhere Preise oder eingeschränkte Verbindungen einstellen. Dennoch gibt es für viele dieser Herausforderungen bereits praktikable Lösungen – sei es durch kluge Planung, flexible Routengestaltung oder digitale Hilfsmittel. Die folgenden Punkte zeigen, wie sich mögliche Hürden beim klimafreundlichen Reisen konkret angehen lassen:
Längere Reisezeiten
Ein oft genannter Nachteil: Reisen mit Bahn oder Bus dauert länger als ein Flug. Doch mit einer cleveren Planung kann genau das zum Vorteil werden. Wer die Reisezeit mit Etappenzielen kombiniert, erlebt mehr und unterteilt seine Reise in kleine Highlights. Wer zum Beispiel von Hamburg nach Rom möchte, kann unterwegs Stopps in München und Florenz einlegen – zwei Städte, die auf eigene Weise bezaubern. Nachtzüge wie der ÖBB Nightjet verbinden zudem viele europäische Metropolen direkt und zeitsparend.

Preisgestaltung
Leider ist nachhaltiges Reisen oft noch teurer – zumindest auf den ersten Blick. Doch wer rechtzeitig bucht, kann mit Sparpreisen oder Interrail-Pässen Geld sparen. Viele Länder bieten inzwischen günstige Bahnangebote für Reisende unter 27 oder über 60 an. Auch der ökologische Preis sollte bedacht werden: Ein billiger Flug spart vielleicht Geld, verursacht aber hohe Umweltkosten. Manche Anbieter wie die Reiseveranstalter im forum anders reisen kalkulieren umweltfreundliche Optionen von vornherein ein und bieten faire Preise.
Infrastruktur und Verbindungen
Die Bahnverbindungen in Europa sind sehr unterschiedlich ausgebaut. Während man in Frankreich oder Deutschland schnell und zuverlässig reist, ist das Netz in Südosteuropa noch lückenhaft. Doch hier lohnt es sich, kreativ zu werden: Mit Bus, Mietwagen oder Fähre kann man auch abgelegenere Ziele erreichen. Plattformen wie Omio oder Trainline helfen bei der Kombination verschiedener Verkehrsmittel und bieten auch Tickets für internationale Strecken an.
Tipps für nachhaltiges Reisen
● Frühzeitig buchen: Sparpreise bei Bahn und Fernbus sind schnell ausverkauft. Wer flexibel ist, findet oft Angebote.
● Gepäck bewusst wählen: Leichtes Reisen spart Energie. Je weniger Gewicht, desto weniger Verbrauch – das gilt auch für Züge und Busse.
● Verbindungen kombinieren: Fahrrad, Bus, Bahn – viele Anbieter kooperieren. In der Schweiz z.B. kann man sein Fahrrad einfach mitnehmen.
● Apps und Tools nutzen: Digitale Helfer wie „DB Navigator“, „Citymapper“ oder „Komoot“ erleichtern die Planung und Navigation.
● Ökologische Unterkünfte wählen: Biohotels, Öko-Campingplätze oder regionale Pensionen unterstützen die lokale Wirtschaft.
● Nachhaltige Aktivitäten vor Ort: Statt Jetski lieber eine geführte Wanderung. Statt Shoppingmeile ein Marktbesuch.
● Reisejournal führen: Nachhaltiges Reisen bedeutet oft mehr Erlebnisse – diese bewusst festzuhalten, erhöht die Wertschätzung.

Fazit: Nachhaltig unterwegs bleiben – Schritt für Schritt
Erdgebundene Reisen sind mehr als nur eine Alternative zum Fliegen. Sie ermöglichen eine bewusste Art des Unterwegsseins, bei der nicht nur das Ziel, sondern auch der Weg zählt. Zwar erfordert diese Form des Reisens manchmal mehr Zeit und Planung, doch sie eröffnet gleichzeitig neue Perspektiven: intensivere Erlebnisse, geringere Umweltbelastung und ein achtsamer Umgang mit Ressourcen.
Wer bereit ist, eingefahrene Routinen zu hinterfragen, entdeckt oft ganz neue Möglichkeiten – sei es mit dem Zug durch Europa, per Rad entlang der Küste oder im Bus durch bergige Regionen. Erdgebunden zu reisen bedeutet, sich auf einen langsameren, aber oft lohnenswerteren Rhythmus einzulassen.
Langfristig trägt diese Art des Reisens dazu bei, Mobilität und Nachhaltigkeit besser in Einklang zu bringen – nicht als Verzicht, sondern als bewusste Entscheidung für eine andere Form des Entdeckens.
Bilder:
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