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Ist es derzeit sicher nach Jordanien zu reisen? Interview mit Alsharq-Reiseleiterin Sarah

Die Frage, ob es angesichts des Krieges im Nachbarland aktuell sicher und – angesichts des großen menschlichen Leids, das der Krieg verursacht – überhaupt ethisch ist, Urlaub in Jordanien zu machen, beschäftigt seit dem 07. Oktober 2023 viele unserer Kund*innen. Gemeinsam mit unserer Reiseleiterin Sarah Pallauf haben wir versucht, uns der Frage anzunähern:

Alsharq: Du hast in mehreren Ländern gelebt, aber Jordanien hat für dich einen besonderen Stellenwert. Warum ist das so?

Sarah: Ich habe mich in Jordanien einfach wahnsinnig wohlgefühlt. Amman ist für mich eine spannende Stadt – vielleicht auch erst auf den zweiten Blick, dann aber so richtig. An vielen Ecken gibt es interessante Projekte und Initiativen. Durch sie habe ich in Jordanien besonders viele inspirierende Menschen kennengelernt. Einige von ihnen werden wir während der Wander- und Bildungsreisen auch treffen: Sie haben NGOs ins Leben gerufen, bieten alternative politische Stadttouren an oder setzen sich für den Schutz des Toten Meeres ein. Und ich mag den weiten Blick, den man von vielen Orten über das Häusermeer der Stadt hat.

Alsharq: Du reist und wanderst viel. Was sind deine persönlichen Highlights der Wanderreise in Jordanien?

Sarah: Das ist nicht einfach zu beantworten. Ich habe das Wandern erst in Jordanien so richtig für mich entdeckt und liebe die landschaftliche Vielfalt, die sich dort auf echt kleinem Raum findet. Letztes Jahr haben wir mit einer Gruppe zum ersten Mal eine Zweitagestour durch das Wadi Hasa, einen wunderschönen Canyon gemacht – die ist auf jeden Fall eines der Highlights. Stundenlang durch warmes Quellwasser gehen, die Felsen beobachten, deren Farben sich laufend ändern, draußen unter Palmen schlafen … darauf freue ich mich jetzt schon!

Alsharq: Jordanien teilt eine lange Grenze mit Israel/Palästina und zudem machen die Ereignisse des 7. Oktobers und der Krieg in Gaza viele Menschen emotional sehr betroffen. Denkst du, es ist trotzdem sicher und ethisch aktuell nach Jordanien zu reisen?

Sarah: Der Krieg hat natürlich auch auf Jordanien und die Menschen dort einen großen Einfluss. Unsere jordanischen Partner*innen, von denen viele Familie in Gaza oder der Westbank haben, berichten uns vor allem von der emotionalen Belastung durch die Ereignisse wie auch durch eine wahrgenommene fehlende internationale Solidarität und Empathie.

Gleichzeitig können wir seit dem 7. Oktober beobachten, wie mit dem Tourismus eine wichtige Einnahmequelle für viele Menschen fast komplett weggebrochen ist. Und das, obwohl es eigentlich kaum reale Sicherheitsbedenken gibt. Jordanien hat sich bisher nicht direkt am Krieg beteiligt und aufgrund seines Friedensvertrags mit Israel und der regionalen und internationalen Kontexte, in die das Land eingebunden ist, gilt es als sehr unwahrscheinlich, dass dies in Zukunft der Fall sein wird.

Aus all diesen Gründen ist es uns besonders wichtig, weiter nach Jordanien zu reisen – aus wirtschaftlicher Solidarität mit unseren Partner*innen vor Ort, aber auch, um im Gespräch zu bleiben. Natürlich hat die Sicherheit der Gruppe dabei oberste Priorität. Aber schon im Oktober 2023 konnten wir erleben, wie es war, als Wanderreisegruppe „trotzdem zu kommen“: Die Menschen in Jordanien sind uns mit besonders viel Wertschätzung und Offenheit begegnet. Daraus ergaben sich wiederum für die Teilnehmer*innen viele Möglichkeiten, neue Perspektiven auf die Region kennenzulernen.

Alsharq: Vielen Dank Sarah!

Sarah: شكرًا (shkran)

Was ist Alsharq?

Das Alsharq-Projekt wurde als studentischer Blog gegründet, um eine eurozentrismusfreie Berichterstattung über Westasien und Nordafrika (WANA) zu bieten und unbeachtete Ereignisse abzudecken. Heute bieten unsere Reisen persönliche Einblicke in die facettenreichen Gesellschaften Westasiens und Nordafrikas und verbinden Politik, Kultur und Natur durch direkte Begegnungen mit den Menschen vor Ort.

Bilder:

Bilder im Textteil, sofern nicht anders angegeben:
© @bythesea_photo

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