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Frau im Rollstuhl zeigt mit erhobenen Armen das Friedenszeichen und blickt auf das Meer.

Nachhaltig reisen – aber bitte für alle!

Wie hängen Nachhaltigkeit und Barrierefreiheit zusammen?💭

Nachhaltiger Tourismus, so wie die meisten von uns ihn vor Augen haben, beschreibt beispielsweise erdgebundenes Reisen, regional geführte und nachhaltige Unterkünfte, sowie respektvollen Umgang mit den Menschen und der Umwelt vor Ort. Wir denken in erster Linie an Klimaschutz, doch ein anderer Aspekt wird oft außer Acht gelassen: Barrierefreiheit – aber auch dies sollte zentrales Thema in der Nachhaltigkeit sein.

Nachhaltige Reisen dürfen niemanden ausschließen. Nachhaltigkeit auf Reisen bedeutet auch, dass sie für Alle, unabhängig von Behinderungen oder gesundheitlichen Einschränkungen, zugänglich gemacht werden.

Warum Barrierefreiheit uns alle angeht & Gesetzliche Grundlagen

Die meisten Behinderungen entstehen erst im Laufe des Lebens, denn nur der kleinste Teil ist angeboren. Zusätzlich sind einige auf den ersten Blick nicht direkt zu erkennen: beispielsweise bestimmte Krebserkrankungen, chronische Erkrankungen (wie Diabetes oder Multiple Sklerose) oder psychische Erkrankungen.

Gesetzliche Grundlage für die Barrierefreiheit in den Vereinten Nationen legte vor allem die UN Behindertenrechtskonvention, welche seit 2009 in Deutschland gilt.

Sie erklärt gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderung als Menschenrecht. Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz, eine EU Richtlinie, welche am 28. Juni 2025 in Kraft tritt, unterstreicht dieses Recht. Sie befasst sich unter anderem mit besserer Lesbarkeit von Websites, also mit der digitalen Barrierefreiheit. Digitale Barrierefreiheit hilft vor allem Menschen mit einer Sehbehinderung oder einer Lese-/Rechtschreibschwäche, aber auch Menschen mit einer kognitiven Einschränkung. Nicht nur für Menschen mit Behinderungen oder Einschränkungen ist Barrierefreiheit ein wichtiges Thema. Es profitieren sogar noch mehr Menschen davon, denn auch Familien mit Kindern oder älteren Menschen wird die Reise(planung) erleichtert.

Wichtiges Ziel der gesetzlichen Grundlage: Selbstständigkeit und Zugänglichkeit ohne Hindernisse in allen Bereichen des Lebens, also auch im Tourismus. So will beispielsweise die Bundesregierung Barrierefreiheit im öffentlichen Personennahverkehr bis 2026 umgesetzt haben.

Barrierefreiheit: drei europäische Städte im Überblick

Die Zugänglichkeit von Orten und Informationen zum Reisen (on- und offline) ist für uns alle wichtig! Wir zeigen Ihnen Beispiele aus Nürnberg, Wien und Barcelona:

Nürnberg

Für blinde und sehbehinderte Menschen gibt es in Nürnberg bereits viele Ampeln, ausgestattet mit taktilen und akustischen Signalen, die Grünsignale besser erkennbar machen. Am gelben Ampelkästchen befindet sich an der unteren Seite ein tastbarer Pfeil, welcher bei einer Grünphase mit Vibration reagiert oder bei Betätigung einen Piepton als zusätzliches akustisches Signal abgibt. Grundsätzlich geben viele Ampeln Tick-Geräusche zur Orientierung zum Pfeil ab.

Wien

In Wien sind viele Straßenbahn-, Bus-, sowie alle U-Bahn Stationen ohne Barrieren erreichbar. Alle neuen Wiener Züge sind barrierefrei und auch durch entsprechende Kennzeichnung ausgeschildert. Oft ist es ein Höhenunterschied, der ausgeglichen werden muss um den Einstieg für in der Bewegung eingeschränkte Reisende zu erleichtern. Möglich wird dies über Aufzüge und Rampen statt Treppenstufen oder die Erhöhung des Gleises auf Einstiegshöhe. Viele Fahrkartenautomaten wurden auf Rollstuhlhöhe angepasst.

Die U-Bahnstationen sind zusätzlich mit einem Farbleitsystem ausgestattet. Grundsätzlich können sich auf dem Boden oder auf Oberflächen taktile Systeme zur Orientierung befinden: z.B. Blindenleitsysteme mit Rippen oder Noppen auf Bodenplatten, Braille- oder Pyramidenschrift zur Orientierung in der Stadt und im Straßenverkehr zu Einstiegen, Rolltreppen und Aufzügen. Auch Wege zu Notrufsäulen sind dadurch erkennbar. Diese werden schrittweise barrierefreier umgestaltet. Standardmäßig besitzen sie eine Sprechfunktion, nun werden sie ergänzt mit Touchscreen, Brailleschrift und taktiler Symbolik.

Barcelona

Barcelona setzt nicht nur auf Leitsysteme für sehbehinderte Reisende in ihren Metrostationen, sondern macht auch Tickets und Ticketautomaten zugänglich. Durch tastbare Magnetstreifen, sowie Braille oder akustische Anleitungen fällt die Orientierung beim Ticketkauf und der Nutzung vielen Menschen leichter.

Einen anderen besonderen Aspekt in der Stadtplanung Barcelonas stellen die sogenannten autofreien „Superblocks“ dar, die vor allem Nachhaltigkeit angehen, aber immer barrierefreier werden wollen. Der Fokus wird hier vom Stadtverkehr auf Fußgänger:innen und ÖPNV gelegt. Im Vergleich zu anderen Stadtteilen, haben die Superblocks erhöhtes Aufkommen von breiteren Gehwegen, die Platz für alle bieten sollen. Durch Wegfallen des Verkehrs und dessen Lärmbelästigung wird vielen Menschen eine bessere Orientierung ermöglicht. Auch viele Strände oder Sehenswürdigkeiten, wie z.B. die Sagrada Familia oder der Park Güell sind zum größten Teil barrierefrei erreichbar.

Digitale Barrierefreiheit

Auf viele Reiseinformationen lässt sich oft auch online zugreifen: In einigen Städten gibt es die Möglichkeit Tickets vorher online zu bestellen oder Fahrpläne, Umstiegsmöglichkeiten und Wegbeschreibungen online einzusehen. Auch digital spielt die Barrierefreiheit also eine große Rolle:

Einen besseren Gesamtüberblick durch eine klare Gestaltung bringen beispielsweise: ein klares Layout, angenehme Kontraste und Farben, eine gut lesbare Schriftgröße und –art, Übersichtlichkeit in Zeilenabstand und – länge. Auch sollten Texte in Leichter Sprache, einer einfacher zu verstehenden Sprache, ohne komplizierte Fachwörter, vorhanden sein. Eine Vorlesefunktion oder Informationen in Gebärdensprache (Online-Videos) können zusätzlich Reisegäste über Fahrten oder Aufzüge informieren.
Auch über Apps können Barrieren verringert werden: mit der App „Liftboy“ kann man in Wien aus kurzer Distanz per Bluetooth Aufzüge an vielen Haltestellen rufen und die Türöffnungszeiten verlängern. Immer mehr Aufzüge sollen diese neue Ausstattung bekommen.

Zwei sich haltende Hände – im Vordergrund zwei Smartphones mit barrierefreien Reisemotiven.
Was kann ich tun, wenn ich barrierefrei reisen möchte?
🔍 Vorab recherchieren, informieren und anmelden

• Welche Städte und Länder gelten als besonders barrierefrei? Welche Route eignet sich? Beachten Sie hier die Barrierefreiheit der Stationen und mögliche Umstiege.
• Informieren Sie sich direkt auf den Websites oder Apps von Städten, Gemeinden, ÖPNV-Betreibern, Sehenswürdigkeiten oder (National-)Parks. ÖPNV Betreiber wie beispielsweise von Metro und Bussen in Barcelona veröffentlichen barrierefreie Stationen (z. B. mit Lift, ebenerdigem Zugang) direkt auf ihren Websites.
• Nutzen Sie Assistenz- oder Beratungsservices von Bahnbetreibern, Bahnhöfen und Flughäfen, mit vorheriger Anmeldung.

🔊Sichtbarkeit vergrößern– über Barrierefreiheit sprechen

Barrierefreies Reisen betrifft uns alle – nicht nur Menschen mit Behinderungen. Deshalb ist es wichtig, das Thema öffentlich sichtbar zu machen:
• Teilen Sie Erfahrungen mit Ihrer Familie, in Ihrem Freundeskreis oder im Arbeitsumfeld.
• Geben Sie Rückmeldung an Hotels, Museen, Verkehrsunternehmen, Reiseportale oder Reiseveranstalter: Was ist Ihnen aufgefallen? Wo gibt es Verbesserungsvorschläge? Wo könnten Unternehmen ihre Mitarbeitenden besser schulen und sensibilisieren?
• Nutzen Sie die Onlinebewertungsfunktion für Kommentare zur realistischen Barrierefreiheit: so erleichtern Sie anderen Reisenden die Orientierung und zeigen aktuelle Schwierigkeiten auf
Je mehr wir über Barrierefreiheit reden, desto mehr rückt das Thema in den Fokus vieler Menschen und wird in kommenden Entscheidungen berücksichtigt. In einem Gastbeitrag auf unserem Blog haben wir bereits über Barrierefreiheit berichtet.

👄Gerne aktiv beim Reiseveranstalter anfragen

Unsere Mitglieder bemühen sich immer inklusiver zu werden und höhere Barrierefreiheit in ihre Angebote zu integrieren. Bei den angebotenen Individualreisen lassen sich oft gemeinsam barrierefreie Wege finden. Fragen Sie gerne aktiv bei unseren Reiseveranstaltern nach.

Barfuß im Gras mit Gänseblümchen zwischen den Zehen.
Nachhaltigkeit & Barrierefreiheit: Nur gemeinsam!

Nachhaltigkeit im Tourismus beschreibt also zusammenfassend den Schutz von Umwelt und Menschen. Eine inklusivere Gesellschaft, mit Teilhabe von allen – selbstständig und selbstbestimmt, ohne Barrieren. Beispiele aus Nürnberg, Wien und Barcelona zeigen: Barrierefreiheit zu verbessern kann gelingen!
Ziel für uns alle sollte sein: gemeinsam daran zu arbeiten Barrieren abzubauen, um so gemeinsam zu reisen und Erlebnisse sammeln zu können. Für alle – für die Natur und für uns Menschen.

Bilder:

© Dreamstime, forumandersreisen

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