2. Reiseetappe: Vitales Wasser im Überfluss
Am nächsten Morgen wecken mich die ersten Baseler Sonnenstrahlen, die ich für meinen heutigen Reisetag nutze. Verdunstend mache ich mich auf den Weg Richtung Norden und wünsche mich an einen Ort, an dem es Wassertropfen wie mich im Überfluss gibt. „Am liebsten wäre ich jetzt in einer Region, in der sich viele Tropfen vereinen, um Wasserfälle hinunter zu rasen oder gemütlich in kleinen Seen zu entspannen!“
Von den Wolken aus entdecke ich eine zerklüftete, raue Gebirgslandschaft mit Fjorden und Seen, Wasserfällen und sogar Schneefeldern – Wassertropfen soweit mein Auge reicht! So freue ich mich riesig, als ich auf einen Basaltstein der Westfjorde auf Island platsche.
Mein Stein liegt inmitten eines wunderschönen, kristallklaren Gebirgsbachs, dessen eiskaltes Wasser vom 700 Meter hohen Eyrarfjall hinab fließt. „Probieren Sie gerne unser frisches, vitales Wasser!“ Nach dieser Aufforderung tauchen mehrere Hände neben mir in den Bach ein. Helga Hausner, die Inhaberin des Reiseveranstalters Westfjord Experiences, möchte ihren Gästen das reine Wasser Islands näher bringen, denn in vielen Reiseländern ist es unvorstellbar, einfach aus einem Bach oder Fluss zu trinken. Reisende haben zu viel Angst vor Keimen und den unangenehmen Folgen.
Warum das auf Island und besonders hier in den Westfjorden anders ist? Das vulkanische Gestein der rund 500 – 700 Meter hohen Berge ist mit Spalten durchzogen. Manche davon sind so groß, dass sich mehrere hundert Kubikmeter Wasser darin sammeln können. Niederschläge und Tauwasser der Schneefelder gelangen so in die Tiefe. Das Wasser bleibt mehrere Monate, manchmal sogar Jahre im Berg bis es – angereichert mit Mineralien – als Quelle wieder an die Erdoberfläche tritt und mit hoher Geschwindigkeit zum Meer fließt. So hat es keine Zeit Keime aufzunehmen.
Um als Trinkwasser in den Häusern der Einwohner genutzt werden zu können, muss es nur sehr kurze Wege in Rohren zurücklegen, da es frisches Quellwasser überall gibt.
Auf Island besteht weder Wassermangel noch die Gefahr einer Verunreinigung des Trinkwassers. Ein Paradies – nicht nur für Wassertropfen, sondern auch für die Bewohner Islands und die Gäste, mit denen Helga das Erlebnis teilt, direkt aus einer Quelle oder einem Fluss trinken zu können. „Hier möchte ich nicht mehr weg!“