7. Reiseetappe – Trockengelegt
Das Rauschen der Wellen wird immer lauter und die bisher sanften Wogen, die mich von den Kanaren aus Richtung Ghana schaukelten, gewinnen immer mehr an Höhe. Um zu meiner Gastgeberin Susanne Stemann-Acheampong vom KASAPA Centre zu gelangen, muss ich mich sehr konzentrieren, denn es ist Präzisionsarbeit gefordert. Ich versuche mich in der Mitte meiner Welle zu halten, um genau an die Badehose eines Gastes der kleinen Ferienanlage, zu platschen. Geschafft!
Nach dieser Aufregung brauche ich erst einmal eine Pause und so bringt mich der Badegast zu Susanne, die bereits vor einem der traditionell gebauten Rund-Häuser, oberhalb des Strandes, auf mich wartet. Damit ich mich wie Zuhause fühle, hat sie mir eine Gießkanne besorgt, in der ich die Zeit hier im KASAPA Centre, nahe der Hauptstadt Accra, verbringen kann.
„Da es hier selten regnet und wir relativ wenig Wasser auf dem Gelände haben, bist du in der Gießkanne sicher, Drippy.“ Susanne erklärt mir, dass die Wasserversorgung auf dem Land recht schwierig ist, denn es kommt hier nicht, wie in der Hauptstadt üblich, aus der Leitung, sondern wird in großen Wassertanks gebracht und eimerweise an die Bevölkerung verkauft.
„Bereits vor über 20 Jahren riefen mein Mann und ich KASAPA als umwelt- und sozialverträgliches Tourismusprojekt ins Leben. So legten wir beim Bau unseres kleinen Hotels sehr viel Wert auf traditionelle Bauweise kombiniert mit moderner Umwelttechnologie.“
Während wir durch den Garten des afrikanischen Familienbetriebs spazieren, macht mich Susanne auf die sanitären Anlagen aufmerksam. „Eine Toilette verbraucht im Durchschnitt etwa 10 Liter Wasser pro Spülung – das sind tausende Liter Wasser jährlich.“
„Um diese riesige Menge an Wasser zu sparen haben wir Trockentoiletten gebaut.“ Bei diesen Toiletten handelt es sich aber nicht um normale Plumpsklos, wie Susanne stolz hervorhebt, sondern um eine nahezu geruchlose Variante der Außentoilette. „Alles wird in einer besonders großen und tiefen Grube gesammelt, die sich unter der Rückseite der Anlage befindet und nicht direkt unter der Toiletten-Zelle. Der zementierte Boden der Grube ist abgeschrägt, damit das gesammelte Material nach hinten rutscht.“
Susanne hält meine Gießkanne in der Hand und läuft mit mir zur Rückseite des Toilettenhäuschens. An der Abdeckung der Grube sind hohe Abzugsrohre eingebaut, durch die ein Kamineffekt entsteht und so Gerüche vermieden werden. Der Inhalt der Grube kann zudem schneller trocken und reduziert sich durch den Kompostierungseffekt in wenigen Wochen auf 30 Prozent des ursprünglichen Volumens. „Wir müssen die Grube lediglich alle zwei Jahre leeren – die entstandene Schwarzerde kann als Dünger genutzt werden“, erzählt Susanne.
Wasser einzusparen ist aber nur eines der Ziele dieses Projektes. „Es liegt uns ebenso am Herzen, die kostbare Ressource Wasser zu schützen, denn hier in Westafrika werden der Abwässer der Toiletten-Spülungen nicht wie in Deutschland in ein Klärsystem geleitet.“ Stattdessen wird das Abwasser in einer Jauchegrube gesammelt, danach in Güllewagen gepumpt und schließlich unkontrolliert in Flüssen und Lagunen entsorgt.
Zwar ist es noch schwierig, die Landesbevölkerung von der wasserfreien Toilette zu überzeugen, jedoch hat es Susanne im kleinen Kreis geschafft. Einer ihrer Mitarbeiter baute sich Zuhause eine ähnliche Trockentoilette und zwei Dörfer, die im Rahmen der KASAPA Reisen besucht werden, übernahmen das Konzept ebenfalls.
Auch wenn Wassertropfen hier nicht viel zu suchen haben, bin ich begeistert von Susannes Projekt und werde es sicher auf meiner weiteren Reise verbreiten.
1 comment
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Von einer Trockentoilette hatte ich vorher noch nie gehört, aber das scheint eine gute Alternative gegenüber den wirklich sehr verschwenderischen Spültoiletten zu sein. Vor allem, wenn es kein Klärsystem für das Abwasser gibt. Das contrastravel-Team wünscht Drippy weiterhin eine gute und interessante Reise 🙂