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Ein Bahnstreik ist unverantwortlich in Pandemiezeiten

Hamburg, 10. August 2021 - Der Verband für nachhaltigen Tourismus, forum anders reisen, kritisiert die Streikandrohung der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) und schreibt einen offenen Brief an den Vorsitzenden Claus Weselsky. Der Streik sei inmitten der Pandemie unverantwortlich für die urlaubsreife Gesellschaft und für alle Akteure im Tourismus. Auch dem Nachhaltigen Tourismus werde damit ein Bärendienst erwiesen.

Inmitten der Urlaubszeit trage die Ankündigung der Bahnstreiks durch die Gewerkschaft zu einer weiteren Verunsicherung der Reisegäste bei. Die ohnehin durch die Pandemie verunsicherten Urlauber hätten ihre Reiseplanung nun zum Teil schon mehrfach anpassen müssen. Viele Gäste haben ihren Urlaub in diesem Jahr extra in Deutschland oder in den nahen europäischen Nachbarländern gebucht, um schnell wieder nach Hause fahren zu können und um kurzfristigen Reisewarnungen und drohenden Quarantänemaßnahmen zu entgehen. Dies gelte insbesondere für Familien mit Kindern, für die bislang noch keine Impfmöglichkeit besteht. Diesen Reisenden nun die An- und Abreise zu erschweren, sei gesellschaftlich nicht tragbar, betont das forum anders reisen in seinem offenen Brief an den Gewerkschaftsvorsitzenden Claus Weselsky.

 

Zudem stoße die Streikandrohung auf vollkommenes Unverständnis der Tourismusbranche: Tausende von touristischen Leistungsträgern bangen derzeit um ihre Existenz. Kaum, dass im Sommer wenigstens ein Teil des Umsatzes zu erwirtschaften ist, werden den anreisenden Gästen neue Hürden in den Weg gestellt. Eine unsichere Reise mit der Bahn gefährde die Buchungslage und könne zu einer erneuten Stornierungswelle führen. Das ist für viele Unterkünfte, Destinationen und Reiseveranstalter ein wirtschaftlich akut gefährdendes und unkollegiales Verhalten.

Die Streikandrohung kommt zur Unzeit

„Als hätten die Betriebe mit der Pandemie und dem Hochwasser in manchen Regionen in diesem Jahr nicht ohnehin schon genug zu kämpfen“, kritisiert die Geschäftsführerin des Verbandes Petra Thomas die Gewerkschaftsandrohung zum Bahnstreik. „Die Ankündigung der Gewerkschaft zum Streik komme zur Unzeit und ist gleichermaßen rücksichtslos mit Blick Urlaubsreisende wie auf die gesamte Branche mit ihren knapp 3 Millionen Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen.“

Zugleich merkt der für einen sozialverträglichen Tourismus eintretende Verband an, dass Arbeitnehmende der Bahn selbstverständlich ein Recht auf faire Arbeitsbedingungen und faire Löhne hätten und dafür einstehen dürfen. Und dass natürlich Gewerkschaften Druck ausüben dürften, um bestmögliche Konditionen aushandeln. „Aber“, so betont die Geschäftsführerin Thomas, „das Mittel Streik sollte sich im Arbeitskampf gegen das Unternehmen richten und nicht gegen die Gesellschaft. Mobilität spielt nicht nur im Tourismus eine Rolle, sondern dient der Grundversorgung der Bevölkerung. Insbesondere mit Blick auf die Pandemie geschwächte Branche seien die Streikankündigungen verantwortungslos und unverhältnismäßig, denn viele Arbeitsplätze geraten bei ausbleibenden Einnahmen einmal mehr in Gefahr.“

Darüber hinaus erweist die Gewerkschaft dem Nachhaltigen Tourismus insgesamt einen Bärendienst. Im „Europäischen Jahr der Schiene“, in dem die EU-Mitgliedsstaaten sich gemeinsam für die Bahn als klimafreundliches, innereuropäisches Verkehrsmittel einsetzen und den Ausbau fordern und fördern, sei dieser Streik ein Schlag ins Gesicht. Die Bahn muss ein verlässliches Transportnetz innerhalb Deutschlands und Europas bilden, um sich als echte Alternative zum Flug zu etablieren und so zur Erreichung des 1,5°-Klimazieles beizutragen. Ein Streik wirft die Bemühungen die Bahn zur bevorzugten Anreisemöglichkeit zu machen, um Jahre zurück, denn statt eines positiven Reiseerlebnisses drohe vielen Urlaubern nun ein Ausfall der Verbindungen oder verlängerte Reisezeiten in überfüllten Zügen. Letzteres wirke sich zusätzlich nachteilig auf den Infektionsschutz aus.

Daher appelliert der Verband für nachhaltigen Tourismus eindringlich an Herrn Weselsky, umgehend an den Verhandlungstisch zurückzukehren und sich für faire Tarifbedingungen auf dem Verhandlungsweg einzusetzen statt den Arbeitskampf auf den Schultern der Urlaubsgäste und der deutschen Tourismusbetriebe und Regionen auszutragen. Ein Streik in Zeiten der Pandemie ist untragbar und unverantwortlich.



Hintergrundinformationen forum anders reisen e.V.
Das forum anders reisen e.V. ist ein Unternehmens- und Wirtschaftsverband kleiner und mittelständischer Reiseveranstalter mit Sitz in Hamburg. Der Verband und seine Mitglieder streben einen Tourismus an, der langfristig ökologisch tragbar, wirtschaftlich machbar sowie ethisch und sozial gerecht ist. Dazu haben sich die Mitglieder in einem umfangreichen Kriterienkatalog verpflichtet, dessen Einhaltung durch einen CSR-Prozess überprüft wird. In Öffentlichkeit und Politik schafft das forum anders reisen ein stärkeres Bewusstsein für die ökologischen, ökonomischen und sozio-kulturellen Auswirkungen des Reisens und setzt Impulse für einen verträglichen und fairen Tourismus.
Der als eingetragener Verein (e.V.) organisierte Dachverband wurde 1998 gegründet und hat heute 137 Mitgliedsunternehmen (Stand: Juni 2021). www.forumandersreisen.de

Pressekontakt: Petra Thomas, email: presse@forumandersreisen.de
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