10. Reiseetappe: Regenwald-Abenteuer in Costa Rica
Meine nächste Reiseetappe steht an – es geht von Trinidad nach Costa Rica und nichts liegt da näher, als entspannt entlang der karibischen Küste zu reisen. Am Bug eines Dreimasters genieße ich die schöne Aussicht und segle vorbei an den ABC-Inseln, der karibischen Kolonialstadt Cartagena und der Küste Panamas bis nach Puerto Limón.
Am Hafen angekommen, nehme ich eine kleine Wolke und bitte um Ausstieg nordöstlich der Hafenstadt über dem Gebiet der Regenwald-Lodge La Tigra. Hier empfängt mich Rainer Stoll, der Inhaber des Mittelamerika-Spezialisten travel-to-nature. Rainer gehört zu den Pionieren des Ökotourismus und setzt Nachhaltigkeit bei der Gestaltung seiner Reisen und in der Lodge als Grundprinzip voraus.
„Costa Rica müsste sich eigentlich keine Sorgen um seine Wasservorräte machen, denn durch das feucht-tropische Klima ist das Land mit Wasser gesegnet. Das Ziel Costa Ricas bis zum Jahr 2020 klimaneutral, d.h. CO2 frei zu sein, hört sich in der Theorie sehr gut an, hat aber für die heimischen Tierarten lebensbedrohliche Nachteile“, steigt Rainer gleich nach unserer Begrüßung in die Materie ein. Er erklärt mir, dass durch den Bau von unzähligen Stauseen und Wasserwerken, Flüsse austrockenen und sich damit die Flora und Fauna gravierend verändert. „Fische sterben und Tiere, die zuvor zum Trinken an die Flüsse kamen, müssen nun in andere Gebiete ausweichen.“
Um zu einem Flusslauf zu gelangen, müssen Jaguare, Wickelbären und Faultiere oftmals von einem Nationalpark zum anderen ziehen und nutzen dafür sogenannte Korridore. Diese stehen im Gegensatz zu den Flächen der Nationalsparks nicht unter Schutz, was zwei Probleme mit sich bringt: Zum einen wurden und werden immer noch viele der Wälder in diesen Gebieten abgeholzt, zum anderen sind die Tiere dort nicht geschützt und es fehlt ihnen an Möglichkeiten dieses trockene und baumlose Gebiet zu überwinden. „Wie soll ein Faultier 500 Meter ohne einen einzigen Baum zurücklegen?“ Dies ist für den Baumbewohner viel zu anstrengend und gefährlich.
Aber Rainer hat einen Plan. „In den letzten Jahren haben wir hier über acht Hektar brachliegende Wiese gekauft und aufgeforstet“, erzählt er mir stolz. Von der Terrasse der Regenwald-Lodge aus deutet er auf Bäume und Pflanzen in der unmittelbaren Umgebung von La Tigre. „Dieser Korridor war über 20 Jahre lang nicht bewaldet. Nun wachsen neben dem kleinen Dschungelfluss, der vorher einem Bach glich, wieder seltene Ojoche Bäume und Baumfarne.“ Ein unglaubliches Ergebnis, denn seit der Aufforstung vor einem Jahr gibt es wieder Leben an den kleinen Flussläufen. Gäste erspähten bereits Ameisenbären, Faultiere und sogar einen Ozelot. 15 verschiedenen Froscharten wurden gezählt, u.a. der weltberühmte Rotaugenlaubfrosch.
„Mit Hilfe unserer Gäste werden wir den Korridor vergrößern und weitere 15 Hektar Land aufforsten.“ Denn jeder Gast der La Tigra Regenwald Lodge hat die Möglichkeit mit 20 USD dieses Projekt zu unterstützen und einen Baum zu pflanzen. „Je mehr Bäume wir in diesem Gebiet haben, desto mehr Feuchtigkeit kann gespeichert werden. Der Boden kann so nicht mehr austrocknen und es entsteht ein wasserreicher Lebensraum für die Tiere.“
Rainers Leidenschaft für Costa Rica und dem Engagement der Gäste ist es zu verdanken, dass die Tiere wieder einen sicheren Weg entlang kleiner Wasserläufe im La Tigra Rainforest haben. „In unserem Naturschutzgebiet werden nun nie wieder Bäume gerodet und in sieben bis 20 Jahren ist dieses Ökosystem vollständig intakt“, fügt Rainer mit einem Lächeln hinzu. Ein tolles Projekt und mehr Platz für Wassertropfen wie mich!