Image Alt

Blog

Alsharq – ein politischer Reiseanbieter, der sich stets neu erfindet

Alles begann mit einem Blog: Inmitten unseres Studiums der Islam- und Politikwissenschaften gründeten Christoph Sydow, Robert Chatterjee und ich 2005 ein Online-Magazin, das zum Ziel hatte, hintergründig über West-Asien und Nord-Afrika (WANA) zu berichten. Motivation dafür war unsere Wahrnehmung, dass wichtige Entwicklungen in WANA in deutschen Medien häufig nicht vorkamen, verkürzt und/oder aus eurozentrischer Perspektive dargestellt wurden. Außerdem gab es fast nur negative Berichterstattung bzgl. der Region, etwa zu Extremismus oder Konflikten. Die Nahost-Bubble nahm das neue, ehrenamtliche Medium mit seinen ausführlichen Analysen und Erlebnisberichten von vor Ort dankend an: Im November 2008 erhielten wir den User-Preis zum „Best German Weblog“ der Deutschen Welle. Wenige Jahre später wurde der Blog für den Grimme-Online-Award nominiert.

Menschen durch Begegnungen die Realitäten einer Region näherbringen

Trotz der sehr guten Rückmeldungen, realisierten wir schnell, dass unsere journalistische Arbeit vor allem jene erreichte, die sich ohnehin für unsere Zielregion interessierten. Deshalb organisierte unser Team 2010 eine erste politische Studienreise in den Libanon. Finanziell war die Reise bei vier Reiseleitern und fünf Teilnehmenden ein ziemlicher Misserfolg. Das sehr gute Feedback und die inspirierenden Begegnungen sowie der Austausch innerhalb der Gruppe ermutigten uns jedoch, weiterzumachen. Jedes Jahr kamen neue Reiseziele und Reiseleiter*innen hinzu, wobei die meisten Guides bis in die Gegenwart einen familiären Bezug zum Reiseland haben oder dort über einen längeren Zeitraum gelebt haben. Bis zur Corona-Zäsur hatten wir mehr als 100 Reisen durchgeführt – von Marokko bis Myanmar – und somit ein professionelles Reiseunternehmen auf die Beine gestellt. Was alle Reisen gemein hatten: Die Aufarbeitung geschichtlicher und kultureller Zusammenhänge sowie Begegnungen und Austausch mit der Zivilgesellschaft. Bei allen ernsten Themen sollte der Spaß nie zu kurz kommen: Durchgetanzte Nächte, Wanderungen durch die atemberaubende Natur oder das Eintauchen in die legendäre Küche der Levante sind eben auch Teile der Lebenswirklichkeit einer Region, für die wir uns mit Leidenschaft engagieren.

Corona – von physischen zu digitalen Reisen und Sprachkursen

Als 2020 der Tourismussektor aufgrund der Corona-Pandemie einbrach, entschieden wir uns, unseren Kund*innen das Reisen digital näherzubringen und vom Sofa aus anzubieten: Fortan trafen wir unsere Gesprächspartner*innen, die uns zum Beispiel mit ihren Mobiltelefonen auf Stadttouren durch Damaskus, Persepolis oder Haifa mitnahmen, per Zoom-Schalte. Die Nachfrage war überwältigend. Tatsächlich konnten wir auch unser Angebot mit Reisezielen wie Syrien, Afghanistan oder den Gazastreifen – die physisch nur schwer zu bereisen sind -, erweitern. Ebenso erreichten wir damit neue Zielgruppen wie zum Beispiel Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind oder sich eine physische Reise nicht leisten können. Vor allem konnten wir durch unsere digitalen Angebote unseren Partner*innen vor Ort zumindest ein kleines Einkommen ermöglichen. Parallel etablierten wir Online-Sprachkurse im Arabischen, Persischen und Hebräischen als einen alternativen Zugang zu unserer Kernregion.

Herausforderungen durch aktuelle Kriege – Bildungsangebote statt Reisen

Die WANA-Region erlebt aktuell finstere Zeiten. Die kriegerischen Auseinandersetzungen im Gazastreifen, in Israel, im Libanon, aber auch zum Beispiel im Sudan, haben weitreichende Auswirkungen auf unsere Arbeit. Zahlreiche Reisen mussten wir deshalb leider absagen. Einerseits versuchen wir das ein Stück weit aufzufangen, in dem wir uns neue Reiseziele in Südost-Europa oder Zentral-Asien erschließen. Andererseits nutzen wir unsere politische Expertise für Bildungsangebote. Neben eigenen Online-Grundlagenseminaren zu Israel & Palästina, Libanon, Jordanien, Syrien, Oman oder Pakistan bietet Alsharq mittlerweile Fortbildungen für Stiftungen, Vereine, Schulen sowie Kurse an Universitäten an. Die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit an neue Realitäten bleibt ein zentrales Merkmal unseres Projektes. Wir erfinden uns stets neu als der etwas andere Reiseveranstalter.

Diesen Sommer veranstalten wir so das erste Mal zwei Bildungsseminare in der Nähe von Berlin.

13

Bilder:

Header: ©bythesea (Alsharq Reise)

Beitragsbild: © Alsharq Reise

Bilder im Textteil, sofern nicht anders angegeben: © David Lohnmüller, bythesea, Tobias Pietsch, Alsharq Reise

Lorem ipsum dolor sit amet, consectetur adipisicing elit sed.

Follow us on