Nationalpark Tiilikkajärvi

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Kanotour auf dem Tiilikkajärvi

Kanutour auf dem Tiilikkajärvi

Über Wanderwege, auf Skiern und mit dem Ruderboot erlebt man in allen vier Jahreszeiten die natürliche Vielfalt des 35 km² großen Nationalparks Tiilikkajärvi. Er liegt an der Grenze zwischen den finnischen Regionen Nordsavo und Nordkarelien. Bei einer Bootsfahrt an einem warmen Sonntag im Spätsommer erlebten wir das Gebiet mit seinen Kiefernwäldern, Sümpfen und dem See. Das Kanu brachten wir mit dem Auto zum Sammakotammi („Froschdeich“) in der Gemeinde Rautavaara. So heißt der Damm, der den Einstieg in einen Wanderweg ermöglicht.

Unterwegs auf abenteuerlichen Wegen

60 km legten wir vom nordkarelischen Dorf Salmenkylä mit dem VW Golf-Gespann zurück. Das letzte Drittel ging über eine achterbahnähnliche Schotterpiste. Wir fuhren an dichten Kiefernwäldern und Sümpfen vorbei, am Anfang sah man noch ein paar Häuser und Abzweigungen. Eine Holperstrecke, die ich schon einmal in einer Gruppe mit dem Fahrrad erkundete. Mehrmals war ich am Tiilikkajärvi im Sommer zum Wandern auf den bewaldeten, schmalen Landrücken unterwegs und wanderte auf einem langen Holzbohlenweg durch den Sumpf. Der weite und breite Venäjänhiekka („Russlands Strand“) ist ein beliebter Rast- und Zeltplatz. Auch wenn manchmal viele Besucher unterwegs sind, ist man im Nationalpark ungestört unterwegs.

Kanotour auf dem Tiilikkajärvi
Durch den Tiilikkajärvi-Dschungel

Das Boot war schnell vom Parkplatz zum See getragen, und wir hatten bald die Mitte einer Bucht erreicht, von der aus wir in den Hauptarm des Tiilikka gelangen konnten. Der Weg war nicht so einfach zu finden, sodass wir etwas zu weit fuhren, bis ans Ende der Bucht. Doch bei dem schönen Wetter machte der Umweg uns nichts aus. Im Gegenteil: so konnten wir mehr von der weitläufigen Seenlandschaft erleben. Endlich fanden wir die Verbindung, verborgen durch eine von Birken, Erlen und Heidelbeersträuchern bewachsenen Landzunge. Danach schlängelte sich ein schmaler Bach durch einen dichten Laubwald bis zu einer weitläufigen Bucht. Je weiter wir hinein ruderten, umso stärker mussten wir die Ruder durchziehen. Eine Gegenströmung und eine gerade mal 30-40 cm flache Untiefe bremsten uns schließlich aus.

finnische Gewässer
Kräftemessen zwischen Fluss & Mensch

In einer Engstelle hat der ansonsten so sanft fließende Fluss mächtig an Fahrt aufgenommen und ist für Ruderer unbezwingbar geworden. Im Sonnenschein perlten Schweißtropfen übers Gesicht. Schließlich brachten wir das Kanu ans Ufer und trugen es ein Stück durch das Dickicht. Der Fluss wurde immer breiter und bewegte sich in weiten Kurven gen Norden. Einige Bäume waren in das Wasser gekippt, andere neigten sich zum See hin. Es ging entlang einem schmalen Landrücken, über den sich ein Wanderweg unter Kiefern erstreckte. Zur anderen Seite hin gab das weitläufige Sumpfgebiet den Blick frei auf Erlen, Birken und Kiefern im dahinter angrenzenden Wald. Im Juli erstrahlen außerdem die schneeweißen Blütenstände der Baumwollgräser über den goldgelben und grünen Gräsern, ein herrlicher Anblick!

Wasser, Natur & Ruhe

Weiter ging es mit einer friedlichen Ruderpartie, die sich vom Sammakojärvi zum Autiojärvi über verschlungene Wege in nördlicher Richtung erstreckte. Dabei begegneten wir keinen weiteren Kanufahrern. Wir fuhren unter einer hölzernen Fußgängerbrücke hindurch, die mit Blick auf die Frühjahrshochwasser in einem hohen Bogen über der Wasserfläche gebaut wurde. Zum ersten Mal im Boot auf dem Tiilkkajärvi unterwegs, war das Navigieren für uns noch äußerst spannend. Schließlich, so dachten wir, kann man schnell mal an einem Seitenarm vorbeifahren. Wir paddelten an der 1-Kilometer langen Halbinsel Kalmoniemi vorbei. Dabei mussten wir einen weiten Bogen fahren, bis wir endlich unser Ziel erblickten.

Umweg über Land
Auf Umwegen mit Vergnügen

Auf dem Hinweg entschieden wir uns gegen ein Portage über einen gerade zwei Meter schmalen Landrücken zum Strand. Somit paddelten wir eine weitere halbe Stunde herum. Dabei umfuhren wir die immer schmaler werdende, schließlich im See versinkende Erhebung aus der Eiszeit. Wir näherten uns in einer weiten Bucht dem Strand mit seinen Rastplätzen, auf denen es sich schon mehrere kleinere Wandergruppen im Schatten hoher Kiefern gemütlich gemacht hatten. So erreichten wir mit unserem Kanu das Ufer. Auf den letzten 50 Metern wurde das Wasser immer flacher, sodass der Kunststoffboden des Bootes bald über den sandigen Boden schleifte. Zun Baden und Schwimmen ist das ein angenehmer Platz, eine Bootspartie endet oder beginnt jedoch schon einige Meter vom Sandstrand entfernt. Dicke Schönwetterwolken zogen über den, an diesem Tag, so blauen Himmel. Mücken mieden den Sonnenschein, Libellen schwirrten über dem Wasser.

Wohlverdiente Grill-Pause

Auf einem Tisch neben einer Wandergruppe rund ums Lagerfeuer packten wir unseren Proviant aus und begannen zu essen. Unsere Nachbarn rückten bereitwillig am Grillplatz zusammen, so konnten wir Würstchen grillen und in dem großen Wasserkessel Kaffee kochen.

Kanotour Rastplatz
Dort wo Tier & Mensch willkommen sind

Wir hatten den nördlichsten Punkt unserer Tour erreicht. Etwa sieben Kilometer wären es bis dorthin zu Fuß durch einen Wald oder durch den Sumpf gewesen. Der Nationalpark Tiilikkajärvi erstreckt sich weitere 6-7 km, zum nördlichen Eingang an der Halbinsel Pohjoisniemi. Der Tiilikkajärvi wird dort durch einen schmalen, knapp drei Kilometer langen Landrücken geteilt. Er bietet mit seinen Wanderwegen, Rastplätzen und Hütten, die von der Forstverwaltung vermietet werden, für mehrtägige Aufenthalte und Touren einen idealen Rückzugsort. Auch das Zelten ist an ausgewiesenen Punkten möglich. Wenn im Spätwinter und im Frühling die letzten Eisschollen geschmolzen sind; Singschwan und Bachstelze, Taucher und Enten zurückgekehrt sind, dann gelten bis zum Frühsommer spezielle Schutzzonen. Ansonsten sind die Bewegungsspielräume groß.

Tiilikkajärvi: ein Nationalpark voller Historie

Der Tiilikkajärvi erstreckt sich auf historischem Grund. Hier markiert ein Grenzstein mitten im See den früheren Grenzverlauf zwischen Schweden und Russland. Dieser ist in einem Friedensabkommen zwischen den beiden damaligen Großmächten vor über 400 Jahren besiegelt worden. In Täyssinä, einem Dorf neben der heutigen estnischen Grenzstadt Narva, war am 18. Mai 1595 nach einem 25 Jahre dauernden Krieg mit Zigtausenden zivilen Opfern zwischen den beiden Staaten Frieden geschlossen worden. Nordestland westlich des Narva-Flusses, Lappland und Kainuu waren Schweden zugesprochen worden, Ingermanland in der heutigen Oblast Leningrad ging an Russland. Im Kampf um Handelswege und Einflusszonen hatte damals Schweden den Krieg begonnen und einen Sieg errungen. Als Zeichen der Einigung über die Gebietsveränderungen wurden Grenzsteine gesetzt. Eingraviert wurden die dreizackige Krone als Zeichen des schwedischen Königreiches und das orthodoxe Kreuz für Russland.

Auf den Spuren einer alten Siedlung

So lässt sich auch heute noch der verwendete Name Venäjänhiekka (Russlands Strand) für das idyllisch gelegenene Gebiet am Tiilikkajärvi verwenden. Der Grenzstein indessen ist nur vom Boot aus oder im Winter beim Skifahren über den zugefrorenen See zu sehen. Der Friedensschluss ermöglichte eine Besiedelung und Entwicklung der Region mit den Gemeinden Rautavaara und Sotkamo. Kuhlen zeugen noch von der Herstellung von Teer oder dem Schürfen von Sand für Maurerarbeiten. Außerdem gibt es Spuren des Torfabbaus und der Trockenplätze im Sumpfgebiet. Flößer gingen dort ihrer Arbeit nach. Im mittleren Teil des Nationalparks können die Überbleibsel einer Siedlung und mächtige, jahrhundertealte Kiefern besichtigt werden.

Grillpause im Tiilikkajärvi

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Bilder:

Header: © Canva

Beitragsbild: © Äksyt Ämmät

Bild 7 (Junge mit Adler): © Canva

Bilder im Textteil, sofern nicht anders angegeben: © Äksyt Ämmät

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