Image Alt

Blog

volunteers

Voluntourismus: gute Projekte erkennen und unterstützen

Während auf der Welt Konflikte und Umweltkatastrophen den Alltag vieler Menschen prägen, prägt mich oft mein schlechtes Gewissen weil es mir genaugenommen immer noch prima geht. Deshalb suche ich zum Beispiel durch Projekte nach Wegen, um irgendwie einen Beitrag zu einer besseren Welt zu leisten, anstatt tatenlos zuzusehen. Ich weiß, da bin ich nicht die Einzige.

globale Katastrophen
Volunteering + Travel – ein schnell wachsender Markt

Viele hatten sicherlich denselben Antrieb, als sie gemeinnützige Projekte ins Leben riefen, oder nach solchen suchten, um sie zu unterstützen. Also warum nicht etwas Freiraum im Kalender schaffen und dort hinreisen wo Hilfe dringend nötig ist? Diese Kombination aus Reise und Ehrenamt gegen Teilnahmegebühr (auch Voluntourismus genannt) erfreut sich schon länger großer Beliebtheit. Kein Wunder, denn es ist ja auch eine super Idee.
Doch Achtung: aus dieser Beliebtheit ist auf internationaler Ebene ein schnell-wachsender, lukrativer Markt entstanden, bei dem die Bedürfnisse der gemeinnützigen Initiativen und die der Volunteers aus dem Gleichgewicht geraten sind. Und das hat auch einen Grund. Die steigende Nachfrage nach solchen Projekten fördert die Konkurrenz zwischen Organisationen, die Voluntourismus anbieten und erhöht somit den Druck auf attraktive Angebote. Somit steht das Projekt nicht mehr an erster Stelle und der gute Zweck, der einst Antreiber war, schwindet. Daneben sprießen natürlich auch jene Organisationen wie Unkraut aus dem Boden, die vor allem das Geld lockt. Es grüßt das Murmeltier aus dem Ausbeutungsdschungel.

Tier Projekte
Naturschutz Projekte
How to: die richtige Organisation finden

Ich weiß, das klingt alles ziemlich ernüchternd, doch ab hier geht es bergauf! Wenn ihr bei der Auswahl einer Organisation wisst worauf ihr achten müsst, könnt ihr euch voll und ganz auf eure Mission konzentrieren. Deshalb haben wir für euch das Wichtigste zusammengeschrieben. Neben der Frage, über welche Organisation ihr das Volunteering machen wollt, solltet ihr auch wissen, welche Art von Projekt zu euch und euren Fähigkeiten am besten passt. Die meisten Projekte finden in den Bereichen Soziales, Bildung, Naturschutz, Tierschutz, Infrastruktur, und Gemeindeentwicklung statt.

Selbstsreflektion

Um einen positiven Beitrag leisten zu können, beantwortet euch selbst vorab ein paar Fragen. In erster Linie solltet ihr eure Stärken, Schwächen und Interessen benennen können, damit ihr wisst wonach ihr suchen müsst. Im nächsten Schritt gilt es dann, ein Projekt zu finden, das zu euch passt, aber auch andersherum. Deshalb fragt euch ehrlich, ob ihr einen positiven Beitrag zu dem Projekt leisten könnt. Im Idealfall bietet die Organisation sogar Seminare an, um eure Kenntnisse zu vertiefen.

Volunteering mit sensiblen Gruppen

Viele Projekte bewegen sich im sozialen und pädagogischen Bereich, und umfassen die Arbeit mit Kindern oder Jugendlichen. Dabei gibt es ein paar wichtige Dinge, die ihr beachten solltet. Einen Träger, der Freiwilligenarbeit oder Besuche in Waisenheimen anbietet, solltet ihr unmittelbar von eurer Liste streichen. Denn Waisenheime sollen Kindern, die oftmals traumatisiert sind, ein sicheres Zuhause sein. Zudem benötigen sie feste Bezugspersonen.

Policies zum Schutz

Organisationen, die Projekte mit sensiblen Gruppen anbieten sollten von Ihren Bewerber*innen ein Führungszeugnis verlangen und eine spezielle (Kinder)schutzpolicy vorgeben, um einem Missbrauchsrisiko entgegenzuwirken. Außerdem sollten Freiwillige lediglich eine Unterstützung für das gelernte Personal vor Ort sein. Wird eine Einrichtung überwiegend von Volunteers betrieben, ist auch das ein absolutes Warnsignal, denn wie schon erwähnt sind Kinder zum einen schutzbedürftig, und zum anderen auf feste Bezugspersonen angewiesen. Dies gilt in der Regel für jegliche sensible Gruppen.

Projekte, die Arbeit mit Tieren involvieren, sollten ebenfalls eine Policy bezüglich des Tierschutzes vorweisen. Ist der direkte Kontakt mit Wildtieren involviert, oder verhalten die Tiere sich anders, als in der freien Wildbahn, solltet ihr die Intention des Projektes unbedingt hinterfragen. Besonders Löwen werden häufig als Jungtiere in Reservaten gehalten und von Freiwilligen mit der Flasche aufgezogen. Sind die Tiere dann groß, werden sie für sehr viel Geld ‚in der Wildbahn‘ von Touristen geschossen. Für die Jäger ein leichtes Spiel, denn da die Tiere bereits an Menschen gewöhnt sind, laufen sie nicht weg.

soziale Projekte
Orphanage tourism
Ehrlich-gute Projekte/Organisationen erkennen

Wie also könnt ihr eine geeignete Organisation finden, die euch dabei unterstützt, eure wertvolle Energie und Arbeit einem bedeutsamen Projekt zu widmen? In erster Linie ist hier Recherche gefragt, die bis her genannten Tipps sollten euch dabei helfen.
Die Organisation sollte nicht ausschließlich auf Profit ausgerichtet sein. Wie am Anfang angedeutet, hat sich durch die hohe Nachfrage ein ganzer Markt um Voluntourismus gebildet, sodass mittlerweile auch von vielen wirtschaftsorientierten Unternehmen, wie zum Beispiel Reiseveranstaltern, solche Programme angeboten werden. Dies könnt ihr über die Rechtsform einer Organisation herausfinden. Zudem machen solche sich oft durch Kurzprogramme erkennbar, welche eher an die Volunteers als an das Projekt angepasst sind. Darüber hinaus bieten gemeinnützige Organisationen, und jene die nicht primär Gewinn erwirtschaften wollen, meist verpflichtende Seminare an. Sowohl vor, als auch während und nach dem Volunteering. Solche Seminare sind durchaus wichtig, da sie auf kulturelle Begebenheiten und geforderte Leistungen vorbereiten. Darüber hinaus schaffen sie einen Austausch zwischen den Volunteers und bieten auch während und nach der Zeit eine wichtige Unterstützung.

construction work
Straßen Projekte
Preistranzparenz – ein wichtiger Indikator

Ein weiterer Punkt ist Preistransparenz. Volunteering Programme sind in der Regel kostspielig, oft wird dies dadurch begründet, dass die Projekte durch die Gebühren finanziert werden, das stimmt allerdings selten. Eine seriöse Organisation zeigt genau auf, wie viel Geld wohin fließt. Haltet am Besten auf der jeweiligen Website danach Ausschau. Außerdem sollten die Projekte von innen heraus bestärken, wobei Volunteers eher eine unterstützende Rolle spielen sollen und Betroffene aktiv involviert werden, um einen autarken Lebensstil zu fördern. Sara Nuru, Gründerin von Nuru Women, äußerte sich in einem Interview zu ihrer eigenen Projektarbeit in Äthiopien: „Ich bin der Meinung, dass man kommen sollte um wieder zu gehen, und dass Entwicklungsarbeit keine Abhängigkeit schaffen sollte.“

Letztlich solltet ihr auch darauf schauen, wie schnell ihr für ein Projekt angenommen werdet. Gibt es ein Auswahlverfahren mit einem Interview? Welche Anforderungen werden angestellt und welche Nachweise gefordert? Wenn eine Organisation keinerlei Informationen benötigt liegt es auf der Hand, dass kein ehrliches Interesse an einem langfristigen Erfolg in den Projekten besteht.

Aufklärungsarbeit leisten

Ich weiß, das klingt erstmal abschreckend und vielleicht denkt ihr euch, dass ihr es lieber ganz lasst. Doch lasst den Kopf nicht hängen! Vielmehr solltet ihr euch ermutigt fühlen, denn nach diesem Beitrag wisst ihr auf jeden Fall, worauf ihr achten müsst. Und nach ein wenig Recherche werdet ihr feststellen, dass es zahlreiche Organisationen gibt, die dafür brennen engagierte Volunteers für ihre Herzensprojekte zu gewinnen. Solche, die ihr Reichtum nicht über Geld definieren, sondern über den Beitrag den sie täglich leisten. Denn nur so können wir einer achtsamen Welt ein Stück näher kommen. Selbst wenn ein Volunteering für euch nicht in Frage kommt; es ist schon sehr wertvoll, wenn ihr euer neues Wissen mit anderen teilt. Allein das Lesen dieses Beitrages bedeutet schon viel. Dafür möchte ich Danke sagen!

Das forum anders reisen hat das Thema Voluntourismus bereits im Kriterienkatalog mit aufgenommen und hat einige Mitglieder, die Voluntourismus-Programme anbieten und dabei sorgfältig prüfen, dass die Projekte an richtiger Stelle zugute kommen.

 

Hat das Thema euer Interesse geweckt? Hier könnt ihr gerne auch den Blogbeitrag über ein Gemeindeentwicklungsprojekt in Ecuador lesen. Ein absolutes Good-Practice Beispiel.

7

Bilder:

Beitragsbild: ©Canva

Bilder im Textteil, sofern nicht anders angegeben: © Canva

Bild 7: © LaCaoba

Header: © Canva

Lorem ipsum dolor sit amet, consectetur adipisicing elit sed.

Follow us on